Alles, was Sie schon immer über ... wissen wollten
[unzählige Autoren: Schlagzeile]
In einer Zeit, in der Sex zum "Natürlichen" gehört, finden sich an den Kiosken jede Menge Magazine, deren Abbildung auf der Titelseite früher bereits als Pornografie empfunden worden wäre.
Viel pornografischer hingegen sind Titelzeilen wie die oben genannte. Sie frisst sich ins Gehirn und verspricht mit einer Lüge Lösungen.
Ich verspüre keine Aggression, wenn ich Brüste oder Muschis sehe, doch ich könnte die Autoren solcher Schlagzeilen erwürgen.
Und ich kann nur mitleidig lächeln, wenn ich zum wiederholten Male höre, dass die Welt so kompliziert geworden ist. Damit wird die Wissenschaft inkludiert. Und daher ist der Blick über den Tellerrand nicht mehr möglich.
Ja früher! Ach, früher, da war das alles leichter...
Das ist die Lebenslüge des 21. Jahrhunderts.
Wie der erste WELT-Korrespondent in Warschau die größte Kollektion polnischer Volkskunst zusammentrug
Es gibt Irrfahrten, die währen so lange, dass niemand mehr an ein gutes Ende glaubt. Ein solcher Fall hatte sich über die letzten 22 Jahre in Warschau abgespielt; jetzt ist ein gutes Ende in Sicht. Die größte Sammlung polnischer Volkskunst, zumindest ein wertvoller Teil davon, ist vor Anker gegangen: im Hafen des Ethnografischen Museums in Warschau. Fast 1000 Stücke haben jetzt, wenn auch zunächst mit dem Rechtsstatus eines Depositums, ein Dach über dem Kopf. Eine der 50 Kisten, welche die Fracht beinhalten, wurde öffentlichkeitswirksam in Blitzlichtgewitter und vor allerhand Prominenz aufgebrochen. Als "eine Art Flaschenpost" hatte der Stifter der Sammlung, Ludwig Zimmerer, die Volkskunst begriffen, für die er sich fast drei Jahrzehnte lang begeistert hatte. In den Kunstwerken - überwiegend Holzfiguren, aber auch Gemälde und Wandteppiche - vermochte er Botschaften zu lesen, die den auf "hohe" Kunst fixierten Zeitgenossen verborgen bleiben mussten.
Warum baute ein Deutscher ausgerechnet im schwer kriegsversehrten Warschau eine Kunstsammlung auf? Der Augsburger Abiturient Ludwig Zimmerer, Jahrgang 1924, war gegen Kriegsende eingezogen worden. In Frankreich und als Kriegsgefangener hatte er erlebt, wohin nationalistischer Wahn führen kann. Nach dem Krieg war er in linkskatholischen Kreisen aktiv; die geistige Erneuerung Deutschlands und die Versöhnung von Gott und Marx hatte er sich auf die Fahne geschrieben. Der Journalist Zimmerer war jedoch bettelarm. 1956 ging er nach Polen, wo die Entstalinisierung gerade ihrem dramatischen Höhepunkt entgegentrieb. Jetzt wurde er gebraucht und entlohnt: Nachdem auch der damalige Chefredakteur der WELT, Hans Zehrer, Warschau besucht hatte, wurde Zimmerer fast über Nacht zu ihrem Polen-Korrespondenten.
Damit war er der erste bundesdeutsche, vielleicht gar der erste westliche Korrespondent im Land. Schnell hatte ihn die polnische Staatssicherheit im Visier. Sie notierte, Zimmerer vermittle "irgendwelche polnischen Schriftsteller, u.a. Mrozek", an einen deutschen Verleger. Gut gespitzelt: Zimmerer stellte nicht nur Kontakte her, er sollte auch Erzählungen und Dramen des später weltberühmten Slawomir Mrozek übersetzen. Bald fragte sich die Staatssicherheit: Will er Joanna Olczak aus Krakau heiraten?
Auch hier waren die staatlichen Schnüffler auf einer heißen Spur. Der Bayerische Linkskatholik und die angehende Schriftstellerin aus einer angesehenen polnisch-jüdischen Verlegerfamilie wurden ein Paar - auch wenn Joannas Verwandtschaft sich gegen die Eheschließung der jungen Holocaust-Überlebenden mit einem Deutschen heftig sträubte. Joanna Olczak-Ronikier hat ihren Mann in die Krakauer Künstlerkreise eingeführt, in denen damals Roman Polanski und Krzysztof Penderecki verkehrten. Vier Jahrzehnte später sollte die Autorin mit ihrer wunderbaren Familiensaga "Im Garten der Erinnerung" (deutsch bei Aufbau) einen internationalen Erfolg erzielen.
Was jedoch Zimmerer nach Polen geführt hatte und in welche Schublade er gehörte, darüber zerbrachen sich die polnischen "Organe" lange den Kopf. Ein IM der polnischen Stasi hielt fest, der Deutsche sei "Polen gegenüber wohlgesonnen, kein Kommunist, aber ein fortschrittlicher, radikalisierender Katholik; DDR-Bürger mag er nicht."
Es war klar, dass Zimmerer mit seiner Redaktion politisch überkreuz lag, zumal als Kritiker der Vertriebenenverbände. Nach dem Aufbieten aller Künste der Verwanzung, Beschattung und Überwachung des Briefverkehrs kamen die Organe in Warschau zum Schluss, der Bayer sei ein ehrlicher Mann und offenbar kein bundesdeutscher Agent. Darauf wurde eine Zeit lang erwogen, ihn für die polnischen Dienste als Agenten zu gewinnen. All das ist heute in seinem Dossier in der polnischen Stasi-Aktenbehörde IPN nachzulesen.
Doch Zimmerer, später auch NDR- und WDR-Korrespondent, war der ideale Vermittler; er kannte jeden in Warschau und in Krakau. Die ersten Texte seines Bekannten Marceli Ranicki (später Marcel Reich-Ranicki) für die WELT, noch in Polen geschrieben, gingen durch seine Hände. In sein offenes Haus mit allwöchentlichen Abendgesellschaften strömten Kontakt suchende Persönlichkeiten. (Eine bundesdeutsche Botschaft gab es noch nicht.) Deutsche Außenpolitiker sondierten in Zimmerers "Salon" zu Zeiten des Kalten Krieges das Terrain, Walter Scheel, Willy Brandt und Helmut Schmidt waren darunter. Die Gäste aus Deutschland trafen im Haus Nummer 28 in der ruhigen Dabrowiecka-Straße in ungezwungener Atmosphäre auf polnische Gesprächspartner. Natürlich lernten sie auch die Sammlerleidenschaft des Gastgebers kennen.
Diese Sucht hielt Zimmerer etwa seit 1960 im Griff. Damals hatte er eine erste Plastik eines Laienkünstlers aus der polnischen Provinz erstanden: "Letzte Umarmung zum Abschied" zeigt einen jüdischen Vater, der seine Tochter - vor der Trennung durch den Holocaust - mit schützender Geste umarmt. Die Beschäftigung mit ihren Werken jenseits von Modeströmungen und Kunstmarktwert betrachtete er als Ausgleich zum harten journalistischen Broterwerb. Und da er vor Ort nie genug Zeit habe, sei es am einfachsten, die Kunstwerke mitzunehmen, erzählte er später. Manchen Künstlern hat Zimmerer mit Rat und Tat zur Seite gestanden und konnte so über viele seiner Stücke Geschichten erzählen: Etwa über die Holzfigur "Susanna im Bade", die dem Künstler den Verdacht seiner Frau eintrug, er habe sich da ein Lustobjekt geschaffen. Woraufhin er letzte Hand anlegte und der Susanna den Unterleib absägte. Oder über die Plastik "Lenin, zur Muttergottes betend", die ein (naiver oder schlitzohriger) Bildhauer als "geeignete Würdigung" zu einem runden Lenin-Jubiläum präsentierte. Doch öfter als diese waren in seiner Sammlung die klassischen Motive religiöser Kunst zu sehen, etwa "Christus im Elend". Polen ist der Christus der Nationen.
Die Achtzigerjahre waren für Zimmerer eine Zeit schwerer Krankheit, während sich Marion Gräfin Dönhoff und weitere Persönlichkeiten für die Bewahrung der Sammlung einsetzten und Andrzej Wajda einen Dokumentarfilm über sie drehte. Als Zimmerer 1987 starb, begann ein Erbschaftsstreit. Es ist dem Einschreiten des Gerichtsvollziehers und der Denkmalpflege zu verdanken, dass die tausend Stücke jetzt ins Museum kamen, darunter Gemälde des naiven Malers Nikifor und des Surrealisten Zdzislaw Beksinski, die heute hoch gehandelt werden. Doch weitere 5000 Stücke sind immer noch im Besitz der dritten Ehefrau Zimmerers; ihre Zukunft ist ungewiss.
[Dieser Text ist aus Welt-Online zitiert bzw. kopiert. Der Artikel wurde am 6. August 2009 von Gerhard Gnauck verfasst. Es ist wahnsinnig schwer, überhaupt Referenzen zu dieser Sammlung im Internet zu sehen. Neben den rein polnischen Volkskunstwerken befanden sich in der Sammlung Werke österreichischer Künstler aus Gugging, die eine seltsame und extrem starke Ausstrahlungskraft hatten. Die dritte Frau Zimmerers, Karin, erklärte uns die Herkunft und die Hintergründe einiger Werke. Im Internet fand ich allerdings keinen Hinweis auf die unzähligen Holzschnitzarbeiten "Lenin, zur Madonna betend", die anlässlich eines polnischen Volkskunstwettbewerbes einmal eingereicht wurden.]
"... dann musste ich auf Tingeltour (Husum, Bregenz, Salzburg, Erlangen, Nürnberg, Marburg, Gaggenau, Stattgart, Reutlingen, Heidenheim/Brenz und ... Hanau!)
...
... und komme auf Hanau ...?
... Hanau!
Hanau ist Xanadu ohne d. Und mit H vorne links."
Aus den Sammlungen von Harry Rowohlt, 1998. Ich mag H.S. weil er Bücher wie Winnie the Pooh von Milne und Zeitbeben von Vonnegut übersetzt hat.
Ich wähle dieses Zitat, weil Xanadu einen speziellen Klang hat. Im deutschen Unterricht lernt man wenig über Taylor Coleridge. Als langgedienter Informatiker war man vielleicht mit einer Erklärung konfrontiert, wie sed (ein zeilenorientierter Batch-Editor in Unix) zu programmieren ist.
In Xanadu did Kubla Khan
A stately pleasure-dome decree:
Where Alph, the sacred river, ran
Through caverns measureless to man
Down to a sunless sea.
Geographieinteressierte werden Xanadu und Alph in der Antarktis finden, ein weiter Weg von ihrem Ursprungsort in der Mongolei.
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Ja es geht weiter. Wobei ich hier weder mit Kommentaren noch mit Diskussionen kokettiere. Kommentare sind willkommen, werden aber nicht unbedingt beantwortet.
oder was jede(r) selbst in der Hand hält.
Informationen, die uns erreichen, sind in den seltensten Fällen auf eine Ebene beschränkt.
Wir können sie zwar "at face value" aufnehmen, aber das entspricht einem Schachspiel, bei dem ich nicht versuche, die nächsten Züge des Gegners zu berechnen.
Der Gegner ist hier ein - manchmal durchaus freundliches - Schicksal. Manchmal ist dieses Schicksal uns freundlich gesinnt, selbst wenn die Information erschreckend klingt. Wir werden nämlich in Bahnen geleitet, die sich zukunftsorientierter gestalten als die, auf denen uns die Trägheit führt.
Wie eine taoistische Weisheit sagt: "Über jedem Himmel ist noch ein Himmel" so steckt hinter jeder Wahrheit eine weitere Wahrheit.
In einer endlosen Kette gereiht.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers -
nicht die Anbetung der Asche."
Gustav Mahler
"Bildung ist ein langsamer Prozeß. Die Vermarktung der Informatik geht immer schneller vor sich. Inzwischen gibt es in Deutschland weniger Leute, die sich zum Bücherlesen bekennen, als eingeschriebene Studenten. Die neue Bildung wird sicher die Handhabung der Technik früher oder später gewährleisten. Aber ob die Angst vor dem Verlust der Arbeitsplätze uns nicht den Mut zur Muße und menschlischen Kommunikation nimmt, ist ungewiß."
KB75,p134 J.A.M. 1984
morgens ... aufgewacht nach 25 Jahren