Sonntag, 13. Dezember 2009

Psychologische Erfahrung

"...Der Verfasser hat die in pyschologischer Hinsicht vielleicht nicht ganz bedeutungslose Erfahrung gemacht, daß ihm eine wirklich befriedigende, lebendige Darstellung immer nur dann gelingen wollte, wenn er sich ausschließlich auf sein Gedächtnis stützte, während hingegen jeder Versuch, Geschriebenes zu benützen, unweigerlich zu einem Mißerfolg führte. Merkwürdig ist dem Autor auch der Umstand erschienen, daß ihm bei dieser Art der Produktion wertvolle Einzelheiten oft erst während der Niederschrift dieser Memoiren ganz unvermutet, fast plötzlich zum Bewusßtsein kamen, obgleich sie ihm vorher, durch alle die vielen Jahre, unzugänglich gewesen waren, während sie nun aus unbewußten, unbekannten Tiefen "in der alten Pracht" heraufstiegen."

Wien, Januar 1935. Aus der Vorrede zu dem in "Begegnungen mit ..." angesprochenen Buch.

Die Erfahrung kann ich teilweise bestätigen. Daraus lässt sich einiges für die derzeitigen Überlegungen zu Kultur, Intelligenz, künstlicher Intelligenz und Einfluss des Computers auf das menschliche Gehirn ableiten.

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nanou - 13. Dez, 16:40

Einen möglichen Grund dafür vermute ich in der Fokussierung (und dem damit einhergehenden flow), welche sich dabei eingestellt haben mag. Während beim 'gestützten' Schreiben mit Notizen o.ä. stets der Blick und die Gedanken vom einen zum anderen schweifen und so abgelenkt werden. (Mir geht es mitunter so.) Für bestimmte Textsorten ist dies jedoch von Vorteil.

melzers - 13. Dez, 17:41

Das könnte auch die Erklärung sein, warum bestimmte kreative Tätigkeiten am besten mit Papier und Bleistift erfolgen. Oder wenn schon mit dem Computer, dann mit dem einfachsten gerade noch möglichen Werkzeug.
Also beim Texten eher mit Notepad als mit Word arbeiten. Erst wenn man fertig ist, importiert man den Text nach Word und verwendet dann Rechtschreibprüfung, Grammatik, Formatierung usw.
nanou - 13. Dez, 17:46

Klingt logisch, kann ich aber nicht. Bin darauf 'getrimmt', dass ich Rechtschreibfehler - einmal bemerkt - nicht stehen lassen kann, weil sie mich sofort nerven. Ja, was soll ich sagen... typisches Bildungsbürgertum in der Verwandtschaft.
[P.S. Habe übrigens kein passendes Rezept in dem Kochbüchlein gefunden.]
melzers - 13. Dez, 17:58

Wie schade!
Aber vielleicht gibt es ein Rezept für zwei Gänse gleichzeitig. Soviele brauche ich nämlich heuer;)
melzers - 13. Dez, 17:59

Übrigens bearbeite ich Rechtschreibfehler ebenfalls sofort, wenn ich sie bemerke. Doch es geht ja um die unbemerkten, über die man auch selbst beim Nachkontrollieren drüber liest.
nanou - 13. Dez, 18:05

Ich sehe heute Abend mal nach - und wie wär's mit einem Rezept "mal zwei"?
melzers - 13. Dez, 18:24

Ist nicht dasselbe:(
nanou - 13. Dez, 18:31

Hrmpf... - aber Sie haben ja noch Zeit, etwas Passendes zu finden.
Jossele - 16. Dez, 15:20

Dem oben angeführten Text, also nicht den für das Zweigänserezept, weil das ist wahrlich ein Problem angesichts der Dimensionen handelsüblicher Bratöfen, nicht ganz zustimmen.

Zum Einen führt die Zuhilfenahme des geschriebenen Wortes ja auch wieder auf den ursprünglichen Gedanken zurück, zum Anderen bringt das ausschließliche Besinnen auf Erinnerung stets eine abgeänderte Sicht auf Gewesenes.

Was ist das zu Beschreibende, Tatsache oder Interpretation?
("Rashomon", ein Film von Akira Kurosawa, basierend auf einer Kurzgeschichte von Akutagawa Ryunosuke, excellente Auseinandersetzung mit besagtem Thema)

Der Computer ist nur der Ort eines Werkzeuges, bisweilen eben eruptiv im "Zur Verfügung Stellen von sinnfreier Information", aber eben nur Werkzeug. Das Wie der Handhabung unterscheidet sich nur marginal vom Gebrauch der Buchdrucklettern oder des Federhalters.
Noch immer sitz ein Mensch vor einer Tastatur.
Umfang und Beliebigkeit ist heute systemimmanent, Denken und Entscheidung sind dennoch vonnöten (meistens, so hoffe ich).
So denke ich halt.

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